Die Balance von Heimatverbundenheit und Fernweh
Lange dachte ich, diese beiden Gefühle hätten rein gar nichts miteinander zu tun – und könnten gegensätzlicher nicht sein. Doch inzwischen weiß ich : Sie gehören für mich zusammen wie Ebbe und Flut.
Spätestens wenn der Nebel über meine schwäbische Heimat zieht, die Blätter sich in ihren schönsten Farben zeigen und unzählige Kürbisse die Straßen unserer Dörfer säumen, zieht es mich hinaus in die Natur. Ich freue mich auf farbenprächtige Wanderausblicke und dieses ganz besondere Licht, das der Herbst mit sich bringt. Wenn es früher dämmert und die Temperaturen unter zehn Grad sinken, schmecke ich warmen Tee und Punsch, spüre die Vorfreude auf Weihnachtsmärkte und Leckereien wie Lebkuchen und Schupfnudeln. Und doch mischt sich in diesem Jahr, still und leise ein Wunsch der Ferne darunter.
Asien – 1704 Stunden, die prägen





In Ländern wie Kambodscha oder Vietnam habe ich erlebt, wie Meschen mit sehr wenig materiellem Besitz glücklich und erfüllt leben. Weniger zu haben, kann Befreiung statt Verzicht bedeuten. Asien hat mich gelehrt, dankbar zu sein – für das, was ich habe und erleben darf. Die Einfachheit, Spiritualität und Herzlichkeit der Menschen hat mein Herz geöffnet.
Ich habe erkannt, wie vielfältig die Welt ist – und doch, wie ähnlich wir uns alle in unseren Wünschen nach Liebe, Sicherheit und Zugehörigkeit sind. Wie schön es ist, dass wir alle gleichzeitig hier leben dürfen. Ich reiste mit leichtem Gepäck, doch kehrte mit schwerem Herzen zurück, voller Erinnerungen, Begegnungen und neuer Perspektiven.
Es sind die einfachen Dinge, sauberes Trinkwasser, ein kleines Lächeln dem Gegenüber in der Bahn, ehrliche Aufmerksamkeit statt Social Media oder ein gutes Buch, die seither mehr Bedeutung tragen als : „Einfach nur“.

Reisen als Weg zu sich selbst
Reisen bedeutet mehr, als nur neue Orte zu sehen oder beeindruckende Fotos zu machen. Wer sich wirklich auf eine Reise einlässt – sei es in ein fernes Land oder einfach in eine fremde Stadt, begibt sich auf eine Reise zu sich selbst. Man lernt, sich selbst auszuhalten, sich zu beobachten, zu verstehen wie man in ungewohnten Situationen reagiert. Und man muss sich manchmal durchbeißen, wenn Dinge nicht nach Plan laufen. Genau in diesen Momenten erkennen wir, wer wir sind – jenseits der Rolle, die wir zu Hause spielen.
Heimat ist für mich nicht nur ein Ort, an dem wir verwurzelt sind. Heimat ist ein Gefühl, das wir überall in uns tragen.
Heute, knapp neun Monate nach meiner Rückkehr in den Alltag, spüre ich meine Wurzeln und die Schönheit meiner schwäbischen Heimat stärker denn je – und merke, dass Asien mehr als ein Kontinent auf der Landkarte ist.
Es ist ein Gefühl, das bleibt und prägt.



